Treppenhaus und Industriekultur – Ahlener entdecken am 9. September Denkmalschätze
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Zum Beispiel als es darum ging, das Treppenhaus zu renovieren und zu restaurieren. Die Zusammenarbeit mit Nicole Wittkemper-Peilert von der städtischen Denkmalschutzbehörde habe gut funktioniert. Mit dem Fachverstand der Architektin sei es gelungen, viel Substanz zu erhalten. Die Öffentlichkeit kann sich am Sonntag, 9. September, von dem Ergebnis einen eigenen Eindruck machen. Dann nämlich öffnet Johannes Epke aus Anlass des bundesweiten „Tages des offenen Denkmals“ für einen Tag sein Treppenhaus für die Blicke der Bürgerinnen und Bürger. In drei Führungen erklärt er die Absichten, die die Bauherren 1925 bei der Gestaltung des Eingangsbereiches und Treppenhauses wohl hatten.
Weitere Spielorte des Denkmaltages sind die Zeche Westfalen, der blaue Wasserturm und die jüngst wieder in das öffentliche Bewusstsein getretenen Trafostation am Berliner Park. In ganz Europa begeistern sich Enthusiasten für diese Relikte, die an die Anfänge der flächendeckenden Elektrifizierung erinnern. In Ahlen sind das die „Stadtbildmacher“, die das 1927 in Betrieb genommene Funktionsgebäude für sich und die Öffentlichkeit wiederentdeckt und aus seinem Dornröschenschlaf geweckt haben. Ein exemplarisches Beispiel dafür, wie Denkmalschutz in Ahlen funktioniert, findet Bürgermeister Dr. Alexander Berger. „Wir haben eine gut informierte Bürgerschaft, die die Vielfalt und Wurzeln unserer Vergangenheit kennt“, schlägt Berger den Bogen zum Motto des Denkmaltages, das „Entdecken, was uns verbindet“ lautet.
Ins rechte Licht gesetzt hat die Fotogruppe „Kontrast“ Zeugnisse der Industriekultur. Zu sehen sind die großformatigen Aufnahmen in der Maschinenhalle der früheren Zeche Westfalen, die selbst ein Industriedenkmal ist und deren Mauern von den Anfängen des Aufschwungs in Ahlen berichten. Der Tag des offenen Denkmals ist so angelegt, dass die Besucher ihr Programm selbstständig gestalten können. Ein besonderer Tipp ist die geführte Radtour, die der ADFC unter Leitung von Michael Scharf zu den Spielorten anbietet. Die Tour beginnt am Grubenwehrmuseum/Fördertürme/Maschinenzentrale, geht dann zum Blauen Wasserturm, rund um die Halde und über die alte Zechenbahntrasse Richtung Langst, so dass um 14 Uhr die Führung am Wohnhaus Auf dem Westkamp 14 besucht werden kann. Danach führt die Route nördlich von Ahlen über die typisch münsterländischen Pättkes bis zur Werse und zum Berliner Park mit Trafohäuschen. Start ist am Parkplatz des Grubenwehrmuseums um 12 Uhr. Die Radtour dauert etwa drei Stunden.
Programm zum „Tag des offenen Denkmals“, Sonntag, 9. September - „Entdecken, was uns verbindet“
Wohnhaus Auf dem Westkamp 14
12.00 Uhr Führung durch den Eigentümer
14.00 Uhr Führung durch den Eigentümer
16.00 Uhr Führung durch den Eigentümer
Über viele Jahre hinweg wird von den Eigentümern in liebevoller Arbeit und mit dem Blick für die historisch wertvollen Details das großelterliche Wohnhaus saniert und restauriert.
1925 wurde der Wohnsitz mit einem herrschaftlichen Haus inmitten eines großzügigen Gartengeländes (ehemals für zwei Bauplätze ausgewiesen) für den Betriebsleiter Johannes Tovar (Emaillewerk Rollmann & Tovar an der Ostbredenstraße 1) nach Plänen des Ahlener Architekten H. Schröder errichtet. Das Wohnhaus wurde als zweigeschossiger und freistehender Backsteinbau mit vorstehendem Fugenputz über einem hohem Kellersockel und steilem, schiefergedecktem Vollwalmdach errichtet. Das Grundstück wurde zur Straße durch einen Eisenzaun zwischen Backsteinpfeilern eingefasst. Zugleich mit dem Haus entstand in der gleichen Gestaltung südwestlich vom Hauptgebäude ein ein-geschossiges Nebengebäude in Backstein mit Drempel unter dem Vollwalmdach. Hier wurde eine Garage und daneben ein Stall mit Futterküche untergebracht. Das Haus folgt in der äußeren Gestaltung den architektonischen Vorstellungen, wie sie vom Bürgertum vertreten wurden und heute vor allem unter dem Begriff einer heimatgebundenen Baupflege beschrieben werden. Hierbei versuchte man sich an architektonischen Vorbildern des Bürgertums in vorindustrieller Zeit zu orientieren, wobei insbesondere die Zeit der Aufklärung um 1800 prägend war: in Westfalen galten als zentrale Elemente der Backsteinbau mit symmetrischem Aufbau des Gebäudes und achsialer Gliederung der Fassaden, Sprossenteilung der Fenster und ein steiles Vollwalmdach.
Das Innere des Hauses folgt ebenfalls bürgerlichen Vorstellungen des Wohnens, nur wählte man hier sowohl in Grundriss wie Gestaltung modernere Formen. Um 1960 erhielt das Haus an der südöstlichen Gebäudeecke einen eingeschossigen Wintergartenanbau, wobei auch ein Fenster in der linken Seitenfront verändert wurde. Zudem ist das Haus zu nicht näher bekannter Zeit zu einem Etagenwohnhaus umgestaltet worden, wobei man hinter der Etagentreppe eine verglaste Etagenzugangstür einstellte und den vorderen Windfang abbaute (er ist aber erhalten). Das Anwesen, bestehend aus dem Wohnhaus (ohne den Wintergartenanbau), dem Nebengebäude und der Grundstückseinfassung ist ein anschauliches und exemplarisches Beispiel der bürgerlichen Lebensverhältnisse der gesellschaftlichen Oberschicht von Ahlen nach dem ersten Weltkrieg.
Trafostation Im Pattenmeicheln (Berliner Park am Kreisel)
12-17 Uhr geöffnet
Angebote: Führungen und Informationen durch
den Verein Ahlener StadtbildMacher e.V. und die Stadt Ahlen
Kaffee und Kuchen
Hintergründe zur Geschichte der Trafostation
Vorstellung von Nachnutzungskonzepten für Trafostationen in Westfalen
Die Vereinigten Elekritzitätswerke Westfalen/Betriebsdirektion Münster stellten mit Bauplänen vom 21.09.1926 einen Bauantrag zur Errichtung einer Transformatorenstation. Der Gebrauchsabnahmeschein datiert auf 10.05.1927. Das rein funktionale Gebäude, das in den der Turm als kleineres Quadrat (2,88m x2,88m) eingeschoben ist, wurde als Klinkerbau auf fast quadratischem Grundriss ( 5,42m x 5,52m) qualitätsvoll durchgestaltet mit aufgesetzten, geschnittenen Fugen mit einem dunkel-braunen, hartgebrannten Klinker.
Im Sinne des expressionistischen Stils dieser Zeitepoche wurden klare einfache, schmückende Elemente wie Gesimsbänder, Traufgesimse, Ortgänge sowie Tür- und Fensterrahmungen gestaltet. Die ebenfalls kassetiert gestalteten Metalltüren und auch die Fenster (z.T. in Dreiecksform) sind im Original erhalten.
Zur Straße Im Pattenmeicheln erhielt das Gebäude einen optischen Haupteingang, der durch eine Klinker-Musterung im Giebeldreieck betont ist.
Das Bauwerk ist in Besitz der Stadt Ahlen und wurde im Juli 1993 in die Denkmalliste der Stadt Ahlen eingetragen.
Grubenwehr Museum, Zeche Westfalen 1
14.00 -18.00 Uhr geöffnet
Angebote: Führungen im Museum bei Bedarf
Kaffee, Kuchen, kalte Getränke, Grillwurst
Ansprechpartner: Theo Janssen, Tel.: 02382/ 65019
theo-janssen@gmx.net
In Trägerschaft des Bergbautraditionvereins e.V. bewahrt das Museum die Erinnerung an die Arbeit vor Ort und die damit verbundenen Risiken auf der Zeche Westfalen im Gedächtnis. Es bietet im ehemaligen Übungshaus Raum für Simulationsübungen und erstreckt sich im Startergebäude über drei Stockwerke. Das Museum führt in eine Welt des Bergbaus, die in Ahlen Teil der Geschichte ist, aber nicht vergessen werden soll. Es werden zwei große Führungen angeboten. Ausgangspunkt ist das Museum des Bergbau-Tradition-Vereins zu den Fördermaschinen und in die Maschinenzentrale, anschließend geht es nach oben auf das Fördergerüst von Westfalen Schacht 1.
Fördertürme Zeche Westfalen
14.00 Uhr Führung: Start am Grubenwehrmuseum
Dauer ca.1 ½ Stunden
mit Werner Danzer vom Förderverein Fördertürme
16.00 Uhr Führung: Start am Grubenwehrmuseum
Dauer ca.1 ½ Stunden 2
Die Fördertürme Schacht I und II auf der ehemaligen Zeche Westfalen sind die Wahrzeichen des Bergbaus in Ahlen und der gesamten Region. Neben dem blauen Wasserturm bilden sie die Leuchttürme der Technik– und Industriekultur und sind Markenzeichen des neuen Gewerbegebietes "Zeche Westfalen". Das Projekt "Förderverein Fördertürme" wird vom Verein Initiativkreis für Denkmalpflege, Stadterhaltung und Stadtbildpflege in Ahlen e.V. getragen. Der Verein setzt sich für den bedingungslosen Erhalt der Fördertürme und des Wasserturms ein, die sich im Eigentum der Stadt Ahlen befinden.
Maschinenzentrale, Zeche Westfalen
12.00 - 18.00 Uhr geöffnet
Fotoausstellung „Industriekultur“ der Fotogruppe „Kontrast“
Unter dem Stichwort "Industriekultur" stellt die "Fotogruppe Kontrast" dieses Jahr hochwertige Fotos von alten Industrieanlagen rund um den Bergbau aus. Weitere Fotos von sogenannten "Lost Place´s" geben der Ausstellung einen besonderen Reiz. Die Ausstellung findet in der ehemaligen Maschinenhalle der Zeche Westfalen in Ahlen statt, die mit ihrem funktionellen Charme die ehemalige Industriekultur unterstreicht.
Zusätzlich wird die "Fotogruppe Kontrast", welche sich aus fünf fotobegeisterten Amateuren (Willi Bäumer, Karlheinz Böhm, Gabriele Dürhammer, Rainer Moor, Werner Krokor) aus Ahlen und Umgebung zusammensetzt, sich in einigen Fotos als Gruppe vorstellen und während der Ausstellungszeit für Gespräche und Fragen zur Verfügung stehen.
Bei Facebook zu erreichen unter www.facebook.com/Fotogruppekontrast.
Blauer Wasserturm
Der 1915 bis 1917 erbaute Wasserbehälter, der letzte erhaltene seiner Bauart für die öffentliche Wasserversorgung in Westfalen, steht seit 1993 unter Denkmalschutz. Für die Erhaltung des technikgeschichtlich interessanten Bauwerkes liegt zweifellos ein öffentliches Interesse vor, da es von herausragender, dokumentarischer Bedeutung ist.
Aus dem Anfang des Jahrhunderts entwickelten Barkhausenbehälter wurde von der Stahlbaufirma August Klönne ein Kugelbehälter für Behältergrößen unter 1000m³ Inhalt konstruiert, um größere Druckschwankungen zu vermeiden. Bedeutendster Vorteil des Behälters in dieser Form und Größe lag in der Materialersparnis von bis zu 25 Prozent. Durch die doppelt gekrümmten Bleche des Behälters war dieser ohne weitere Aussteifung absolut stabil. Mit seiner kugelförmigen Ausbildung war es gelungen die vorteilhaften Eigenschaften der Intze-Bauart mit denen der Barkhausen-Bauart in Einklang zu bringen.
Während man von der Intze-Bauart die Auflagerung des Behälters in einem möglichst geringen Durchmesser übernahm, was eine bedeutende Materialersparnis für die Unterbauten zur Folge hatte, nutzte man vom Barkhausen-Typ die halbkugelförmige Ausbildung des Behälterbodens. Auf ein simples Stahlfachwerkgerüst aufgesetzt, ist die Kugel eigentlich ein reiner Industriehochbehälter, der als spezifischer Eisenbahnbehälter für städtische Versorgungszwecke selten zum Einsatz kam. Der Wasserturm ist insofern auch gestalterisch untypisch für den Siedlungswasserbau, als dass er jegliche dekorative Aus-formung vermissen lässt. Dies ist nicht zuletzt auf seine Entstehungszeit im 1. Weltkrieg zurückzuführen und die damit verbundenen, notwendigen Kosteneinsparungen.
Der Wasserturm wurde im Übrigen bis zu seiner Stilllegung 1985 mit Wasser des Haarstranges gespeist und diente der Versorgung der Zechensiedlung.
In den Jahren 1995 bis 1996 wurde der Wasserturm mit finanziellen Mitteln der Nordrhein-Westfalen-Stiftung und des Landes NRW grundsätzlich saniert.
Technische Daten
Baujahr: 1915-1917
Nutzinhalt: 1000m³
Behälterdurchmesser: 13m
Stahlfachwerfgerüsthöhe: 28m
Gesamthöhe: 44m
Außerbetriebssetzung: 1985
Nur von außen zu besichtigen
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