Verbraucherzentrale in Corona-Zeiten
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Seit diesem Tag findet die Beratung zu den gewohnten Öffnungszeiten ausschließlich per Telefon oder Email statt. Bis zum 18. Mai bleiben die Türen voraussichtlich noch zu. Ab dann soll es eine schrittweise Öffnung geben.
Die aktuelle Situation bietet für die Verbraucherinnen und Verbraucher einerseits zwar auch Vorteile: „Neu ist eine kostenlose, rechtliche Erstberatung. Das ist ein attraktives Angebot“, befindet Judith Spittler. Andererseits habe ein Teil auch mit Barrieren zu kämpfen: „Für Menschen mit sprachlichen Schwierigkeiten oder auch für Menschen, die nicht die notwendigen technischen Voraussetzungen zuhause haben, ist es etwas schwieriger geworden“, erklärt Daniela Kreickmann, Verbraucherberaterin in Ahlen und Warendorf.
Dokumente könnten beispielsweise nicht persönlich übergeben werden, sondern müssten zum Teil eingescannt, mit dem Handy fotografiert und dann per Email verschickt werden. „Die Zugangsschwelle ist einfach höher und die Rechtsvertretung ohne persönliches Gespräch deutlich komplexer und organisatorisch zeitaufwändiger“, sagt Judith Spittler. Logische Konsequenz daraus sei, dass sich die Zielgruppe verändere. „Deshalb machen wir uns derzeit ein wenig Sorgen um diejenigen Personen, die mit diesen neuen Hürden zu kämpfen haben“, gesteht Daniela Kreickmann.
Die geplante, schrittweise Öffnung könne diesem Problem entgegenwirken. Auch „Mitnahmeeffekte“ durch den Sitz im Rathaus und im Jobcenter könnten dann, laut Judith Spittler, wieder ansteigen: „Oft werden gerade die sogenannten "verletzlichen Verbraucher und Verbraucherinnen" auch durch den Bürgerservice oder andere Bereiche direkt an uns weitervermittelt.“ Durch die Schließung des Verwaltungsgebäudes für den Besucherverkehr waren diese unmittelbar Ratsuchenden in den vergangenen Wochen ebenfalls weggefallen.
Der Schwerpunkt der telefonischen Beratung in der Verbraucherzentrale ist momentan das Reiserecht. „Dazu hatten und haben wir massenhaft Anfragen“, so Daniela Kreickmann. Außerdem häuften sich zuletzt Anfragen zu ausgefallenen Konzerten oder Fußballspielen. Veranstalter oder auch Ticketing- Unternehmen wie eventim täten sich bei der Rückerstattung der Kosten häufig schwer. „Einige spielen scheinbar auf Zeit und warten die angedachte "Gutscheinlösung" ab, um das Geld nicht unverzüglich zurückzahlen zu müssen“, erläutert Judith Spittler. Dies widerspreche allerdings eindeutig aktuell geltendem Recht.
Insgesamt hoffen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verbraucherzentrale, dass in nächster Zeit wieder etwas mehr Normalität einkehrt: „Wir brauchen die persönliche Beratung vor Ort“, betont Judith Spittler, die allerdings auch einen positiven Effekt der Corona- Phase hervorhebt: „Wir sind dadurch mit unserem vielfältigen Beratungsangebot noch deutlich bekannter geworden. Die Ratsuchenden sind überaus dankbar für die rechtliche und auch menschliche Unterstützung in diesen unsicheren Zeiten."