Vom Leben mit zwei Familien
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In Fachkreisen, so die Diplom-Sozialarbeiterin, spreche man deswegen auch davon, dass Pflegekinder zwei Familien haben: Ihre biologische und die soziale. Das dadurch entstehende Spannungsfeld verlange nicht nur viel Feingefühl, sondern auch ständige Rückkopplungen mit dem Jugendamt und anderen Pflegeeltern.
Die Mitarbeiterin des Pflegekinderdienstes der Stadt Ahlen ist immerzu bemüht, Pflegeeltern mit Rat und Tat zu begleiten und fortzubilden. Hierzu gewann sie nun mir Irmela Wiemann eine Expertin, die seit mehr als dreißig Jahren Landesjugendämter sowie freie und öffentliche Träger von Adoptionsdiensten und Pflegekinderdiensten berät. Die Psychotherapeutin und Familientherapeutin beleuchtete in Ahlen einen Bereich, der für Pflegekinder neben der Eltern-Kind-Beziehung von immenser Bedeutung ist. „In Pflegefamilien leben häufig leibliche und angenommene Kinder zusammen, aber auch angenommene Kinder haben oft noch in anderen Pflegefamilien oder in ihrer Herkunftsfamilie weitere Geschwister“, skizziert Kuhlmann-Moriße eine bisweilen komplizierte Gemengelage. Die Geschwisterbeziehung präge das ganze Leben und beeinflusse auch die eigene Identitätsbildung.
Leben in einer Familie leibliche und angenommene Kinder zusammen, so leben sie wie Bruder und Schwester, es verbindet sie eine große Alltagsvertrautheit. Trotzdem hätten sie unterschiedliche biologische Wurzeln, unterschiedliche Lebensgeschichten, „die zu einer besonderen Dynamik führen“, so die Jugendamtsfrau. Irmela Wiemann habe die Pflegeeltern in einer kontroversen Diskussion dazu ermutigt, die unterschiedlichen Hintergründe ihrer Kinder zu akzeptieren und damit konstruktiv umzugehen. Für Monika Kuhlmann-Moriße berührt dies einen der sensibelsten Punkte im Adoptiv- und Pflegeverhältnis. Denn Kinder spürten sehr genau, wie ihre Pflegeeltern über die leiblichen Eltern denken. „Sie erleben sich als Teil ihrer biologischen Eltern und wollen, dass auch dieser Teil von ihnen akzeptiert wird.“
Die in den Räumen von Innsozial durchgeführte Fortbildungsveranstaltung war gemeinsam ausgerichtet worden von den in Ahlen ansässigen Kooperationspartnern Innosozial, Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und Kinderschutzbund. Weitere Partner sind die Jugendämter der Städte Ahlen und Beckum. Menschen, die sich vorstellen können, ein Kind auf Zeit oder auf Dauer aufzunehmen, können sich gerne bei den Kooperationspartnern melden. Dort erhalten sie ausführliche Informationen, welche Schritte zu gehen sind:
Pflegekinderdienst der Stadt Ahlen: 02382 / 59-0
Pflegekinderdienst der Stadt Beckum: 02521 / 28-0
Innosozial gGmbH: 02382 / 70 99-6
SkF im Kreis Warendorf e.V.: 02382 / 88 99 6-0
Kinderschutzbund e.V.: 02382 / 5 47 04 3-0