Vor dem Bahnhof: „Südspange“ im Großformat
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In einer Informationsveranstaltung, die im Januar im Ratssaal stattfand, und auf dem Fahrradaktionstag im Mai waren die vom Rat der Stadt Ahlen schon 2016 grundsätzlich beschlossenen Umbaumaßnahmen der Öffentlichkeit vorgelegt und mit Bürgerinnen und Bürgern intensiv diskutiert worden. Den gesamten Sommer über hingen die skizzenhaften Zeichnungen auch im Schaufenster des Stadtwachtbüros an der Bahnhofstraße. „Viele Menschen sind dort stehen geblieben und haben sich mit Interesse angeschaut, wie Ahlen künftig fahrradfreundlicher werden wird“, hat Verkehrsplanerin Angelika Schöning beobachtet. Grund genug, jetzt auch im „XL-Format“ zu demonstrieren, wie man künftig „entschleunigt und sicher durch die City“ radelt, so der Untertitel der Plakatschau, die auch am Internet unter www.pedahlen.de zu sehen ist.
Im Anschluss an den Gebrüder-Kerkmann-Platz und die Bahnunterführung, die schon in Kürze fertiggestellt sein werden, soll im Herbst 2018 auch die Südspange im Rahmen der Fördermaßnahme „Klimaschutz im Radverkehr“ schrittweise fahrradfreundlich umgebaut werden. „Sie wird so umgestaltet, dass Radfahrer im Straßenraum besser sichtbar sind und der Verkehr auf der Straße in alle Richtungen besser fließt“, fasst Schöning zusammen. Damit werde es in der Ahlener Innenstadt noch einfacher, mobil zu sein.
Die acht Großplakate informieren acht Wochen lang über die geplanten Baumaßnahmen. Auf ihnen sind die einzelnen Bauabschnitte mit Vorher-Nachher-Bildern zu sehen und durch die dazugehörigen Beschreibungen verständlich erklärt. Die zentralen Elemente der Umbaumaßnahme sind die Radverkehrsführung durch Schutzstreifen auf der Straße und die Umgestaltung von Straßenraum und Knotenpunkten. Die Radfahrer bekommen eigene Ampel-Anforderungsmöglichkeiten, um sich sicher in den Verkehr einzufädeln und Knotenpunkte beim Abbiegen zu meistern. Mit dem neuen Stand-By-Modus an Fußgängerampeln wird der Verkehr ruhiger und gleichmäßiger fließen.
Damit es auf dem Weg in die Innenstadt in Zukunft gerechter und sicherer zugeht, soll also den Fußgängern und Radfahrern in Ahlen mehr Platz zugesprochen werden. „Die Straßenführung um die Innenstadt ist historisch bedingt eng“, beschreibt Angelika Schöning die zu meisternde Herausforderung. Radverkehr zu fördern und den Fußverkehr zu schützen, bedeute auch, den dafür nötigen Platz bei Autofahrern einzufordern, „was ganz bestimmt eine gewisse Gewöhnungszeit brauchen wird." Die Stadtplanerin geht davon aus, dass sich die heute bereits niedrige Reisegeschwindigkeit für Autofahrer im Ergebnis nicht verändert. Ihnen werde es aber sehr viel einfacher gemacht, „den flotten Radfahrer auf der Straße zu beobachten und ihn im gemeinsamen Verkehrsfluss zu berücksichtigen.“
Wichtig dabei seien auch die Mindestabstände beim Überholen. Anderthalb Meter müssten es mindestens sein, um gefahrlos an einem Radfahrer vorbeizuziehen. Die Innenstadt von Ahlen verdiene etwas Entschleunigung, meint Schöning. „Auf einer Strecke von einem Kilometer, so lang nämlich ist die gesamte Südspange, ist das jedem zuzumuten.“
Radfahrer, die trotz aller guten Argumente nicht auf die Straße wollen, können auch demnächst wie gewohnt durch die Stadt fahren. „Gemütliche oder jüngere Radfahrer dürfen auch in Zukunft die alten rot gepflasterten Streifen auf dem Bürgersteig benutzen.“ Hier hat allerdings der Fußgänger Vorrang, was unbedingt mit einer defensiven Fahrweise zu berücksichtigen sei. Das Sicherheitsgefühl von Radfahrern sei „nun mal sehr individuell ausgeprägt.“ In Ahlen beginne mit dem Umbau der Südspange eine neue Ära. „Und Veränderungen brauchen Zeit“, setzt Angelika Schöning auf Einsicht und Gewöhnung.