Wegweiser zu Rat und Recht – Verbraucherzentrale hilft im letzten Jahr in 6631 Fällen weiter
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Für die Bevölkerung in Ahlen ist die Beratungsstelle auf der ersten Etage des Rathauses gar nicht mehr wegzudenken, sagte Bürgermeister Dr. Alexander Berger bei der Präsentation. „Als Verbraucher muss man heutzutage gut informiert sein, um nicht in die Fall gelockt zu werden.“ Manch Veränderung, die eigentlich gut gemeint sei, werde von zwielichtigen Firmen in böser Absicht missbraucht. Als Beispiel nannte er die flächendeckende Umstellung vom Analog-TV auf digitales Fernsehen. Was größere Programmvielfalt für alle bedeutet, nutzten einige Anbieter, um Fernseh-Kunden Angst vor einem schwarzen Bildschirm zu machen.
Angst vor schwarzem Bildschirm
So waren vor allem ältere Kabelkunden Zielgruppe von Werbern für Produkte der Unitymedia NRW GmbH: „Bei ihren Besuchen hatten sie an der Wohnungstür Ängste im Hinblick auf die Einstellung des analogen TV-Programms am 30. Juni 2017 geschürt“, knüpfte Beratungsstellenleiterin Spittler an die Worte des Bürgermeisters an. Dadurch verunsichert seien dann unüberlegt oft überflüssige und teure Verträge für Telefonie und Internet oder zusätzliche kostenpflichtige TV-Angebote abgeschlossen worden. „Die Werber hatten dabei auf Unkenntnis gesetzt. Denn dass für die anstehende Umstellung von analogem auf digitalen Kabel-Empfang keine neuen Verträge notwendig sind – das hatten sie natürlich nicht verraten“, entlarvt Judith Spittler die Überrumpelungsstrategie.
Ratsuchende berichteten auch, dass ihnen in Unitymedia-Shops langfristige Paketverträge mit Fernsehen, Internet und Telefonie als einzige Alternative aufgezeigt worden waren. Dabei wurden dann monatliche Gebühren und eine einmalige Anschlussgebühr fällig. „Für den Anschluss ans digitale Kabelzeitalter hätte es tatsächlich jedoch nur eines neuen digitalen Receivers bedurft“, erklärt die Beratungsstellenleiterin. In der Rechtsberatung wurden Widerrufsmöglichkeiten geprüft.
Ärger mit Schlüsseldiensten
Die Jahresbilanz 2017 der Verbraucherzentrale zeigt, wie nachgefragt der Ratschlag unabhängiger Berater ist: Für 6631 Ratsuchende war die Verbraucherzentrale in Ahlen und Warendorf 2017 nicht nur Wegweiser zu Rat und Recht. Mit vielen Aktivitäten hat sie gezeigt, dass sie die Probleme der Menschen vor Ort in die Hand nimmt und so ein wichtiger Baustein der kommunalen Daseinsvorsorge ist.
Undurchsichtige Rechnungen, satte Zuschläge – Beschwerden über Schlüsseldienste gehörten 2017 einmal mehr zu den Dauerbrennern. Denn erneut verschafften gewerbliche Türöffner den Ausgesperrten nur zu horrend überteuerten Preisen und gegen sofortige Bezahlung Zugang zur Wohnung. Wer sich dagegen sperrte, die mitunter drei- bis vierstelligen Beträge ungeprüft direkt zu zahlen, wurde nicht selten massiv unter Druck gesetzt. In der Rechtsberatung hat die Beratungsstelle geprüft, ob etwa unerlaubte Zuschläge oder nicht abgesprochene Leistungen berechnet worden waren.
„Abmahnindustrie“
Auch massive Kostentreiberei von Inkassounternehmen bot Anlass für Verbraucherbeschwerden: „Da wurden Kosten durch die parallele Beauftragung von Inkassobüro und Rechtsanwalt in die Höhe getrieben oder für standardisierte Forderungsschreiben aus dem Computerprogramm Gebühren entsprechend der „anwaltlichen Mittelgebühr“ verlangt“, berichtet Spittler, „insbesondere Bagatellforderungen wachsen in der Obhut von Inkassobüros auf das Mehrfache an.“ Die Verbraucherzentrale NRW hatte daher große Auftraggeber von Inkassounternehmen aufgefordert, als Ursprungsgläubiger für ein seriöses Forderungsmanagement ihrer Dienstleister zu sorgen. Drei Unternehmen haben dies bereits zugesichert. Auch gerichtlich hat die Verbraucherzentrale NRW klären lassen, dass Inkassounternehmen nicht nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz abrechnen dürfen.
Internet langsamer als versprochen
In der Rechtsberatung unterstützte die Beratungsstelle, unberechtigte Forderungen abzuwehren. Nicht nachvollziehbare Posten in der Rechnung, Stolperfallen beim Anbieterwechsel - oftmals gab es mit Telekommunikationsanbietern gleich mehrere Probleme. Anlass für Beschwerden war vielfach auch, wenn die tatsächliche Leistung und Geschwindigkeit des Internetanschlusses mit den Versprechungen in der Werbung oder des Kundenberaters nicht übereinstimmte. So wollten Ratsuchende etwa wissen, wie es um Entschädigungsmöglichkeiten bei Geschwindigkeitsproblemen bestellt ist.
Mobilfunkrechnung intransparent
Beschwerden gab es aber auch über Vertragsanbahnungen in örtlichen Mobilfunkshops. Dort waren oftmals viel günstigere monatliche Entgelte zugesichert worden als dann tatsächlich mit der Mobilfunkrechnung abgebucht wurden. Crux: Die Hürde zur Prüfung ist deutlich höher, wenn man die Rechnung nicht per Post oder Mail bekommt, sondern selbst erst über eine App oder ein Onlineportal abrufen muss. So laufen unbesehen unberechtigte Entgelte auf, die erst beim Kassensturz bemerkt werden, weil etwa das Konto ins Minus bewegt. Für einen Widerspruch ist es dann häufig zu spät.
Energiesparen im Haushalt
Mit der Kampagne „Dreh auf und spar“ hat die Verbraucherzentrale auch in Ahlen die richtige Einstellung zum Energiesparen beim Duschen nahegebracht. Zudem hat sie aufgezeigt, dass ein Wechsel des Strom- und Gastarifs viele Haushaltskassen sicher entlasten kann. „Neben dem Preis sind dabei vor allem kurze Laufzeiten und Kündigungsfristen wichtig sowie die richtige Einschätzung von Preisgarantien und eine besondere Vorsicht bei Bonusversprechen angezeigt“, erläutert Spittler die Formel für den sicheren Wechsel.
„Fenster richtig planen" lautete eine Aktion der Energieberatung. Im Fokus standen Wärmeschutz, Energieeinsparpotentiale sowie Hinweise zum korrekten Einbau neuer Fenster.
Der Jahresbericht ist nachzulesen unter www.verbraucherzentrale.nrw/ahlen-jahresbericht2017. Weitere Auskünfte erteilt die Verbraucherzentrale unter Tel. 02382 96 131 02.