Werft der Unikate: Keine Yacht gleicht der anderen

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Wer in Richtung A2 fährt, sieht die Bootswerft Bicker. Hier entstehen Segelyachten nach Maß und Kundenwunsch. „Zurzeit haben wir aber ein ganz anderes Projekt in Arbeit“, erzählt der Werftchef Gerhard Bicker. In seinen Hallen, die zu den renommiertesten deutschen Segelyachtwerften zählen, entsteht derzeit ein Motorboot – eine Art „Amerikanischer Hummerkutter“.

„Unser Kunde hat lange in den Vereinigten Staaten gelebt und sich in diesen Schifftyp verliebt“, beschreibt der Bootsbaumeister aus Passion das Anforderungsprofil der Sonderanfertigung. Damit will der Kunde bald über europäische Binnengewässer tuckern.

Der Neubau strotzt geradezu vor individuellen Lösungen. „Ganz untypisch ist, dass dieses Schiff keinen Einbaumotor bekommen wird, sondern einen großen Außenborder im Schacht“, erklärt Bicker eine Besonderheit. Noch ist der Einzelbau oben offen. Was später mal „Unter Deck“ sein wird, ist bereits im vollen Bau. „So etwas ist mal was ganz Anderes und eine schöne Herausforderung für uns“, meint auch Bootsbaumeister Sven Wehrenbrecht. Es sei zudem ein perfektes Objekt, um den Bootsbauer-Nachwuchs zu schulen. Davon gibt es übrigens immer zwei auf der Werft.

Für den Betrieb Bicker ist es wichtig, eine ausreichende Zahl von Bootsbauern nachzuziehen. Die meisten der heutigen Mitarbeiter haben bereits ihre Ausbildung im Hause absolviert. Zum Team gehört ein Dutzend Mitarbeiter. Mit ihnen werden die individuellen Boote gebaut. Praktisch alles, außer Änderungen der Außenmaße, ist bei Bicker möglich. „Wir richten uns, soweit es geht, nach dem jeweiligen Kundenwunsch“, ist für den Obermeister der Bootsbauerinnung klar. Dabei berät er seine Kunden ausgiebig. Weniger als Kaufmann, mehr als erfahrener Bootsbauer und nicht minder erfahrener Segler.

 

Der enge Kundenkontakt ist das A und O der Werft. „Wir müssen doch wissen, ob wir zusammenpassen“, sagt der ehrenamtliche Feuerwehrmann mit einem Schmunzeln im Gesicht.

 

Gäste aus der ganzen Republik und dem benachbarten Ausland sind ein gewohnter Anblick in den Hallen. Die strahlen eine unglaubliche Atmosphäre aus traditionellem Schiffsbau und kunststoffverarbeitendem Betrieb aus. Doch immer fein getrennt. Denn aus Kunststoff sind hier nur die Rümpfe gefertigt, genauer gesagt aus glasfaserverstärktem Kunststoff, sogenanntem GFK. Ab dann ist Schluss mit modern. Anschließend beginnt der traditionelle Bootsbau. Auf die hölzernen Decksbalken werden säuberlich Teakdecks gelegt und wasserdicht vergossen. Die Aufbauten schimmern in lackiertem Mahagoni. Die Hölzer stammen aus kontrolliertem Anbau und werden extrem vorsichtig behandelt. „Das Lackfinish mache ich gern selber, dabei kann ich hervorragend nachdenken“, verrät der über 1,90 Meter große Bootsbauer Bicker.

Seine Yachten sind Einzelstücke. Kaum eine gleicht der anderen. Dabei sind die Schiffe ungeheuer wertbeständig. So ist meist der ehemalige D-Mark Preis heute der Kurs in Euro – kann aber gern mal mehr sein.

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