„Wir schämen uns für Menschen, die das Erinnern als Schande begreifen“ – Gedenken an die Opfer der Nazi-Diktatur

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Foto: Der Erinnerung an die Nazi-Opfer verpflichtet fühlen sich Schülerinnen und Schüler in Ahlen.
Aus Anlass des 72. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gedachten Schülerinnen und Schüler am Freitagvormittag der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Bürgermeister Dr. Alexander Berger forderte im Anschluss an eine Schweigeminute mit Kranzniederlegung dazu auf, Geschichtsfälschern, Wahrheitsverdrehern und Demagogen nicht auf den Leim zu gehen.

„Unsere freiheitliche Ordnung braucht den lebhaften Gedankenaustausch und kontroverse Diskussionen“, forderte Berger die in der Aula des Städtischen Gymnasiums versammelten auf, kritische und mündige Bürger zu werden. Nicht allem dürfe Glauben geschenkt werden, was im Internet und in sogenannten sozialen Medien an angeblichen Fakten und Nachrichten kursiert. Informationen sollten aus möglichst vielen Quellen bezogen werden. „Betrachtet die Dinge aus allen Perspektiven, dreht und wendet sie, um zu richtigen Einschätzungen und Überzeugungen zu gelangen. Wer dies beherzigt, wird schnell die Bosheit derer erkennen, die Euer Erinnern an die Gräuel der Vergangenheit infrage stellen wollen.“

Die von den Schülerinnen und Schülern bei der Gedenkveranstaltung gezeigte Haltung widerlege nach Meinung von Berger eindrucksvoll und überzeugend jene, die in diesen Tagen davon sprechen, dass die Erinnerungskultur eine Schande für das Land sei. „Was müssen das für Menschen sein, die es beschämend finden, an die Ermordung von sechs Millionen jüdischen Kindern, Frauen und Männern zu erinnern. Unter ihnen waren hunderttausende Schülerinnen und Schüler in Eurem Alter, mit genau denselben Wünschen und Träumen für ein langes glückliches Leben, so wie Ihr sie heute habt.“ 

Die einzige Scham, die heute empfunden werden könnte, sei jene für die geistigen Urheber und Vollstrecker des industriellen Tötens. „Und wir schämen uns für Menschen, die das Erinnern als Schande begreifen. Die Erinnerung wird gespeist durch Verantwortung. Verantwortung dafür, dass sich nie wieder ereignet, was die Welt in deutschem Namen an den Abgrund der Zivilisation geführt hat“, mahnte das Stadtoberhaupt.

Rede von Dr. Alexander Berger in der Aula des Städt. Gymnasiums

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