Wohnen wie in der Lüneburger Heide - Zu Besuch bei Familie West am „Tag des offenen Denkmals“

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Schon prima eingelebt haben sich Ben und seine ältere Schwester Tineke im neuen Wohnhaus ihrer Familie am Vorhelmer Weg 32. Seit Weihnachten leben die Eltern Stefan und Sabine West mit den beiden Kindern im denkmalgeschützten Haus, das 1958 ganz im Landhausstil von der Unternehmerfamilie Schwarte errichtet worden war. Als eines von zwei Häusern in Ahlen, das über eine für diese Region untypische Reetbedachung verfügt, fällt das Haus besonders ins Auge.

Was es weiter unterscheidet von gewöhnlichen Wohnhäusern: Der Garten steht als einziger in Ahlen unter Denkmalschutz und wird demnächst im Stil eines Englischen Landschaftsparks umgestaltet. „Die Erbauer haben hier ihren Sehnsuchtsort Heide architektonisch umgesetzt“, erklärt die städtische Denkmalpflegerin Nicole Wittkemper-Peilert den Ursprung des Gebäudes. Die Stadt habe Glück, dass sich mit Familie West eine Eigentümerin finden ließ, die das mit 280 Quadratmeter Wohnfläche großzügig bemessene Haus nun am Stück nutzen wolle.  

Am Sonntag, 8. September, öffnen die neuen Besitzer das Haus für Interessierte. Anlass ist der „Tag des offenen Denkmals“, der unter dem Motto „Modern(e) - Umbrüche in Kunst und Architektur“ dem Publikum spannende Beispiele ungewöhnlicher Baukultur zugänglich macht. Stefan West kennt das Haus schon seit Kindertagen. „Ich bin nur zwei Straßen weiter aufgewachsen und oft hier vorbeigekommen. Das war schon immer attraktiv und auch etwas geheimnisvoll.“ Als es dann vor zwei Jahren in der Zeitung zum Verkauf stand, habe sich alles weitere ergeben. Das Grundstück sei vor dem Kauf neu parzelliert worden. Der vordere Bereich gehört nun seiner Schwägerin, die als Architektin zur Vorhelmer Straße hin ein Mehrfamilienhaus errichten möchte.

Bis zum Einzug in das neue Domizil hatten die Erwerber einiges an Arbeit zu erledigen, erzählt Stefan West: „Das Haus ist kernsaniert, kann man sagen.“ Fast alles sei neu: Die Bäder, die Küche, die Elektro- und Wasserleitungen sowieso. Fußböden wurden neu aufgearbeitet, Wände und Eingänge heutigen Bedürfnissen angepasst. Das Reetdach sei noch von den Vorbesitzern vor etwa fünf Jahren renoviert worden und werde nun „30 bis 40 Jahre keinen Vergang haben“, mutmaßt der Neueigentümer. Für das Wohnklima sei das aus natürlichem Material bestehende Dach ideal. „Als es jetzt so bullig warm war, war es im Haus noch ganz frisch.“ Ähnlich der Effekt im Winter, nur andersherum. Ist es klirrend kalt im Freien, bleibt das Haus mollig warm.

Großen Dank richtet Sabine West an die beteiligten Handwerker. „Alle Löcher sind wieder zu, die haben sich wirklich viel Mühe gegeben mit der Baustelle.“ Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt sei unproblematisch gewesen, insbesondere mit Denkmalpflegerin Nicole Wittkemper-Peilert. Die versteht ihre Funktion so, wie Bürgermeister Dr. Alexander Berger es formuliert: „Wir betreiben Denkmalschutz mit Augenmaß.“ Bewahrt werde, was zu bewahren ist. Auch mithilfe der Unterstützung, die vom Verein „Ahlener Stadtbild-Macher“ und dem ehrenamtlichen Denkmalschutzbeauftragten Bernd Schulze Beerhorst komme.

Zu besichtigen ist das Haus der Familie West am 8. September von 11 bis 17 Uhr. Bei Bedarf wird es Führungen geben. Um 12 Uhr bricht am Parkplatz des Grubenwehrmuseums der Zeche Westfalen eine etwa dreistündige geführte Radtour auf, die sämtliche Spielorte des Denkmaltages abfährt. Eine Fotoausstellung und Besichtigungen locken zur Zeche, auch das Trafohäuschen im Berliner Park ist wieder auf dem Programm. Schon einen Tag zuvor stehen die „Stadtbild-Macher“ mit einem Infostand auf dem Marktplatz. Mit Luftballonaktion und bei Waffeln, Kaffee und Kuchen sensibilisieren sie für den Erhalt historischer Bausubstanz und appellieren an Eigentümer „Denk mal an Dein Denkmal.“ Das vollständige Programm zum „Tag des offenen Denkmals“ ist hier nachzulesen.

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