„Zeichen gegen das Vergessen“

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Das Zusammenleben von Christen und Juden zu fördern, ist alljährlich Ziel der bundesweit ausgerichteten „Woche der Brüderlichkeit“, die vom 4. bis 18. März auch in Ahlen begangen wird. „Eine sehr traditionsreiche Veranstaltung, die auf wichtige Anliegen hinweist“, bezeichnet Bürgermeister Dr. Alexander Berger die interreligiöse Reihe, der er ein großes Publikum wünscht. Zusammen mit dem verantwortlichen Forum Brüderlichkeit stellte das Stadtoberhaupt jetzt das Programm vor, welches ein Zeichen gegen das Vergessen setzen will. Dies gelinge vor allem durch Zeitzeugenberichte, unterstrich der Bürgermeister. Einen tiefen Eindruck haben im letzten Jahr die Gespräche hinterlassen, die die Überlebende des Ghettos Theresienstadt, Liesel Michel-Binzer, mit Schülerinnen und Schülern führte. Am 10. und 11. März wird sie erneut an die Fritz-Winter-Gesamtschule und ans Gymnasium St. Michael zurückkehren, um von ihren Erlebnissen als NS-Verfolgte zu berichten.

Zur offiziellen Auftaktveranstaltung am 6. März begrüßen die Organisatoren den Chor „Masel Tov“ in der Pauluskirche. Die Sängerinnen und Sänger der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal sind ebenfalls keine Unbekannten in Ahlen: „Sie haben schon mit einem mitreißenden Konzert hier ihr Publikum begeistert“, erinnert sich Forumsmitglied Heinz Aden. Das „Pfiffige“ sei, dass auch nicht jüdische Mitglieder zum Ensemble zählten. Neben persönlichen Begegnungen, Lesungen, Vorträgen und musikalischen Farbtupfern stehen anspruchsvolle Kinoproduktionen im Mittelpunkt der Woche. Wie an alle Filme schließt sich auch an „Das Tagebuch der Anne Frank“, der zum Bundestart am 4. März im Cinema Ahlen läuft, eine Diskussionsrunde an.

Wie perfide junge Menschen im „Dritten Reich“ indoktriniert worden sind, belegt ein Vortrag der Historikerin Sabine Omland, die die Ausgaben der 1933 bis 1943 erschienenen NS-Jugendillustrierten „Hilf mit!“ analysierte. Über die Erscheinungsformen der antisemitischen Hetze und Alltagsdiskriminierung hat Jürgen Gojny geforscht. Er berichtet über Beispiele aus Ahlen, Beckum und Warendorf. Der Autor und Journalist Lorenz Beckhardt zeigt anhand seiner bewegten Familiengeschichte, wie schwer den Überlebenden des Holocaust der Neustart in der Frühphase der Bundesrepublik gemacht worden war.  

Das gesamte Programm der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit ist nachzulesen auf der Internetseite der Stadt Ahlen unter www.ahlen.de.

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