Zu Beginn ihrer Tätigkeit war „autoritär“ ein Schimpfwort
(Kommentare: 0)
„Die Beratungsstellen werden auch künftig Seismographen für gesellschaftliche Entwicklungen sein“, davon ist Ruth
Beckmann überzeugt. Die Erziehungsberaterin des Caritasverbandes für das Dekanat Ahlen trat nach 40 Jahren im Dienste für Eltern und Kinder in den Ruhestand.
In ihrer Beratungstätigkeit hat die Diplom-Sozialpädagogin eine Zeit der großen gesellschaftlichen und sozialen Umbrüche erlebt. „Als ich 1976 anfing, war die Beratungsstelle gerade fünf Jahre alt“, erinnerte sich Ruth Beckmann. Das Wertesystem der Gesellschaft sei von den 68ern in Frage gestellt worden und „autoritär“ ein Schimpfwort gewesen. „Junge Eltern wollten auf keinen Fall die erlebten Erziehungsmethoden übernehmen, aber hatten keine Vorstellung für einen eigenen Weg“, erzählte die Beraterin gestern bei ihrer Verabschiedung. Es war eine große Herausforderung, sich inhaltlich und methodisch zu entwickeln. So änderte sich im Laufe der Zeit der Fokus der Problemlösung. „Anstatt Änderungen beim Kind zu erreichen, erkannten wir bald, dass es mehr darauf ankommt, die Einstellung der Eltern zum Kind zu ändern“, zeigte Beckmann auf. Die Erkenntnis, dass es in der Erziehungsberatung mehr auf die Beziehungen innerhalb der Familien ankommt als auf die Erziehungspraktiken, folgte schnell.
Damit wurden die Familien als Ganzes und ihr soziales Umfeld ebenfalls öfter in die Beratung einbezogen. Heute sind die Fragen rund um die Auswirkungen der neuen Medien stark verbreitet. „In Zukunft wird es immer wichtiger, Familien zu stärken und zu unterstützen“, ist sich die Erziehungsfachfrau sicher.
„In all den Jahren galt Ihre Aufmerksamkeit unzähligen Eltern und Kindern, aber Ihre Kollegen haben Sie dabei nicht vergessen “, erinnerte Caritasgeschäftsführer Heinrich Sinder an Ruth Beckmanns Arbeit als langjährige Vorsitzende der Mitarbeitervertretung.
Autor Peter Schniederjürgen