Zusammenhalt der Kulturen: Blick in die eigene Vergangenheit hilfreich

(Kommentare: 0)

Ehrlichkeit und Unvoreingenommenheit sind die wesentlichen Schlüssel für eine verständnisvolle Beziehung von Menschen muslimischen Glaubens und der nicht muslimischen Bevölkerung. Darin einig sind sich Bürgermeister Dr. Alexander Berger und Innosozial-Geschäftsführer Dietmar Zöller, der jetzt im Rathaus ein Exemplar seines Buches „Islam 2030 – Zukunft gemeinsam gestalten“ überreichte.

Für mehr gesellschaftliche Teilhabe, aber auch für ein größeres gesellschaftliches Engagement der Muslime in der Zukunft stellt Zöller in dem Mitte März erschienenen Band zwanzig Schlussfolgerungen zur Debatte, die Einfluss auf das kommunale Handeln haben sollten. „Es stellt sich eine Existenzfrage, wenn in etwas mehr als einem Jahrzehnt die Hälfte der Ahlener Bevölkerung einen Migrationshintergrund hat“, plädiert Dietmar Zöller für eine intensive Einbeziehung der Menschen, die sich heute noch zu einem großen Teil vom gesellschaftlichen Leben in der Stadt distanzieren.

Ahlens Bürgermeister möchte einen Beitrag leisten, den Stand der Integration objektiv zu betrachten: „60 Jahre nach Beginn der Zuwanderung nach Deutschland müssen wir uns heute eingestehen, dass sich die Kulturen zwar näher gekommen, im Kern ihrer Beziehung aber fremd geblieben sind.“ Die Individualität schätzende deutsche Gesellschaft setze im Gegensatz zur traditioneller geprägten muslimischen Kultur weniger auf Religion als verbindendes Element. Muslime hätten an den emanzipatorischen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte erheblich weniger partizipiert. „Werte wie Familie und Glauben besitzen für viele türkisch- und  arabischstämmige Menschen noch immer den unangreifbaren Stellenwert, wie wir ihn auch in Deutschland noch Anfang der 60er-Jahre kannten“, gibt Berger zu bedenken. Der Blick in die eigene Vergangenheit sei hilfreich zum heutigen Verständnis. Sich darauf zu besinnen, könnte es einfacher machen, die verschiedenen Wertevorstellungen zu akzeptieren.

Für Zöller und Berger bietet die kulturelle Vielfalt in Ahlen trotz aller immer wieder auftretenden Schwierigkeiten Potenziale, die am Arbeitsplatz, in der Freizeit und im sozialen Engagement genutzt werden müssen. „Gesellschaftlicher Zusammenhalt kann weder verordnet werden, noch ist er allein eine Aufgabe der Politik“, zitiert der Bürgermeister aus dem Thesenpapier „Zusammenhalt in Vielfalt“, das die Initiative kulturelle Integration unter Mitwirkung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes kürzlich vorgestellt hat. Berger stimmt den Initiatoren zu, „dass Zuwanderung eine Gesellschaft nicht nur verändert, sondern auch Offenheit, Respekt und Toleranz auf allen Seiten verlangt.“ Dies sei ein langwieriger Prozess, in dem um Positionen gerungen werden muss. Das Schüren von Ängsten und Feindseligkeiten sei nicht der richtige Weg. Die Stadt Ahlen werde allen Initiativen ihre Unterstützung zukommen lassen, die sich aufrichtig um den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft bemühen, so Berger.

Hintergrund „Zusammenhalt in Vielfalt“:

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund gehört zum Kreis der insgesamt 28 Initiatoren und Mitglieder und hat die Thesen mit verfasst. Diese sollen einen Beitrag zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und kultureller Integration leisten und als Grundlage für den gesellschaftlichen Diskurs vor Ort dienen.

Die Thesen im Überblick:

Das Grundgesetz als Grundlage für das Zusammenleben der Menschen in Deutschland muss gelebt werden, das alltägliche Zusammenleben basiert auf kulturellen Gepflogenheiten, Geschlechtergerechtigkeit ist ein Eckpfeiler unseres Zusammenlebens, Religion gehört auch in den öffentlichen Raum, die Kunst ist frei, demokratische Debatten- und Streitkultur stärkt die Meinungsbildung in einer pluralistischen Gesellschaft, Einwanderung und Integration gehören zu unserer Geschichte, die freiheitliche Demokratie verlangt Toleranz und Respekt, die parlamentarische Demokratie lebt durch Engagement, bürgerschaftliches Engagement ist gelebte Demokratie, Bildung schafft den Zugang zur Gesellschaft, Deutsche Sprache ist Schlüssel zur Teilhabe, die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist nie abgeschlossen, Erwerbsarbeit ist wichtig für Teilhabe sowie Identifikation und sozialen Zusammenhalt, kulturelle Vielfalt ist eine Stärke.

Die Mitglieder der Initiative kulturelle Integration laden Einzelpersonen, Organisationen, Vereine oder auch Unternehmen dazu ein, die vorgelegten Thesen mit zu zeichnen, sie zu verbreiten und mit Leben zu erfüllen.

Initiatoren der Initiative kulturelle Integration sind der Deutsche Kulturrat, Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Bundesministerium des Innern, das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Neben diesen gehören 23 weitere Mitglieder aus der Zivilgesellschaft, den Kirchen und Religionsgemeinschaften, den Medien, den Sozialpartnern, den kommunalen Spitzenverbänden und der Kultusministerkonferenz der Initiative an.

www.kulturelle-integration.de

Zurück