
REBECCA MICHAELIS // HERE NOW – NEVER NOWHERE
Auf den ersten Blick erinnern ihre eigenen Zeichnungs- und Gemäldeserien an Stoffe oder Musterproben, auf denen der Kanon der Abstraktion in immer wieder neuen Kompositionen und Nuancen durchgespielt wird. Als „Familiar Patterns“ bezeichnete der Berliner Kunsthistoriker Marcus Becker die dekorativen Ornamente, die Michaelis‘ Gemälde und Farbräume prägen. Tatsächlich vermitteln sie das Gefühl, als hätte man sie irgendwo schon gesehen.
Erst beim genauen Hinsehen stößt man auf die Spuren und Schichten, die die Denkbewegungen dieser Malerei vermitteln. Unter der vermeintlich fertigen Oberfläche offenbaren sich die Arbeits- und Bildfindungsprozesse, die Umrisslinien von Schablonen, Ansatzpunkte von Zirkeln, abgewaschene oder abgeschliffene Farbschichten.
Ebenso wie Michaelis Farben und Material kontrastreich gegeneinander ausspielt, tut sie dies auch mit den Arbeitsprozessen. Dem genau Abgezirkelten, Kalkulierten, stehen Zufall und Intuition gegenüber. Das Muster bricht oder weist Lücken auf, die Anschlüsse stimmen nicht. Zugleich gehört zu den vielen Arbeitsschritten auch immer wieder das Aus- oder Abwaschen der Linien und Formen, die zerlaufen oder verblassen, Schlieren, Tropfen und unberechenbare Farbverläufe bilden. So entstehen aus symmetrischen, rasterartigen Strukturen organische, warme Untergründe.